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Und jetzt ... Django Asül
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RudiRatlos Benutzerkonto wurde gelöscht
18.11.2010 ~ 18:24 Uhr ~ RudiRatlos schreibt:
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Und jetzt ... Django Asül |
Beitrag Kennung: 444941
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Zitat: |
Die Irlandflüsterin
Ein satirischer Europakurs:
Irland ist ein wunderbares Land. Endlose Idylle, sattes Grün, polarmediterranes Klima. Eine Rosamunde Pilcher-Ausgabe von Schottland. Die Menschen dort gehen alles sehr entspannt an. Sie spielen Golf oder gehen zum Fliegenfischen, falls sie nicht gerade im irischen Pub sitzen und dort über Golf und Fliegenfischen philosophieren. So ein Land weckt natürlich Begehrlichkeiten auf dem europäischen Festland. Der Franzose oder Deutsche war schon immer ein bisschen neidisch auf die Lebensqualität der Iren. Statt Golf spielen ist nämlich in den großen EU-Staaten eher Golf fahren angesagt. Und statt Fliegenfischen gehören hier eher Fliegenklatschen zum tristen Alltag.
Kein Wunder, dass man unbedingt Irland als EU-Mitglied haben wollte, um sich ein bisschen irisches Flair zumindest auf föderativer Ebene zu gönnen. Außer niedrigen Steuern und guter Laune hatte zwar Irland nichts zu bieten. Aber wo ein politischer Wille, da auch ein sehr ausgeprägtes Schwamm-drüber-Denken. Schwupps, schon ward Irland aufgenommen in die europäische Champions League. Milliarden flossen ins Land, Konzerne entdeckten dort das Paradies. Und weil der Ire an sich das Geld nicht zum Fenster raushaut wie der Amerikaner, landete das Geld brav auf der Bank. Und die Bank wiederum wusste nicht, wohin mit dem vielen Geld, und investierte es ähnlich intelligent wie deutsche Landesbanken.
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Weil es aber weltweit nur so wimmelte von deutschen Landesbanken, kam unweigerlich eine Finanzkrise, die sich gewaschen hatte. Und überall freuten sich die Staaten, dass sie ihre Banken stützen durften. So auch Irland. Nur dass dort die Banken noch kreativer vorgegangen waren und sich der irische Staat weit über seine Möglichkeiten hinweg als Retter der Bankenwelt gerieren durfte. Deshalb ist jetzt Irland quasi pleite. Und deshalb sinkt die Bonität von Deutschland. Was jetzt wie ein Widerspruch klingt, ist aber Europa. Was wiederum beweist, dass Europa ein Widerspruch in sich ist. Damit gibt sich aber Frau Merkel nicht zufrieden. Sie will Irland mit Gewalt helfen, um Europa als funktionierende Transferunion zu präsentieren. Der Vorteil: Jeder kann sich wieder auf seine Stärken besinnen. Die Deutschen arbeiten und die Griechen und Portugiesen können sich an den Strand legen. Und der Ire kann wieder mehr Golf spielen statt zur Bank zu rennen und sein Geld abzuheben, bevor es ganz weg ist.
Das sind zwar teure Hobbys. Aber der Ire kann sich das locker leisten. Denn während beispielsweise das deutsche Durchschnittseinkommen sich bei 30.000 Euro einpendelt, verfügt man in Irland über 34.000 Euro pro Kopf. Das sei nur erwähnt, damit kein Groll gegenüber dem Iren an sich aufkommt. Nicht der irische Bürger ist unfähig, mit Geld umzugehen, sondern der Staat, weil der Staat nicht in der Lage ist, unfähige Banken vernünftig zu kontrollieren. Diese Disziplinlosigkeit ist aber glücklicherweise kein Problem, weil auf die deutsche Kanzlerin Verlass ist. Nicht umsonst steht schon im Artikel 1 des europäischen Stabilitätspakts: EU ist, wenn man dank Germany nicht selber zahlen muss.
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Weil Deutschlands Kanzlerin nicht an sich oder nur an das Wohl der Deutschen denkt, soll Deutschland zum Sozialamt Europas werden. Da nimmt sie auch in Kauf, dass die Finanzierungsmöglichkeiten für Deutschland immer teurer werden. Merkel will nicht als ein Mensch gelten, der aufs Geld aus ist. Moralische Integrität steht ganz oben auf ihrer Agenda. Und daher kommt ein Ausstieg aus dem Euro für Merkel nicht infrage.
Ein Auseinanderbrechen der Eurozone würde ihr Image ramponieren und würde sie viel Geld kosten, weil sie als Pfeife des Jahrhunderts in die Geschichte eingehen würde. Da locken in der Nach-Kanzler-Ära weder üppige Buchverträge noch satte Vortragshonorare. Dann lieber den Euro retten und die ganze Gaudi dem deutschen Steuerzahler aufhalsen. Es ist auch für den deutschen Bürger beruhigend zu wissen, wenn die Staatschefin selbst unter Druck nicht abrückt von ihrem rationalen Vorgehen. Billiger Populismus ist ihr fremd. Bisher war es die Stärke von Merkel, Gegenargumente auszustechen, indem sie ihre Variante als alternativlos anpries. Nun aber schafft sie eine jetzt schon legendäre Steigerung: Die Rettung des Euro sei eine Frage von Krieg und Frieden! Da sei die Frage erlaubt: Wer würde wen angreifen, wenn der Euro eingestampft wird? Die Pleiteländer die Nichtpleiteländer? Unwahrscheinlich, weil wer kein Geld für Waffen und Treibstoff hat, wird sich die Mobilmachung schenken.
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Merkel betont es dennoch immer wieder gebetsmühlenartig: Scheitert der Euro, scheitert Europa. Aber was ist Europa? Ein Verbund von 27 Staaten, wo jeder versucht, dem anderen möglichst viel Geld abzuluchsen und im Gegenzug dafür eigene Interessen so weit wie möglich durchzusetzen. Das ist die gesamteuropäische Definition von Gemeinsinn. Die EU ist wie eine Ehe ohne Ehevertrag, in man sich nur wegen des Geldes geheiratet hat. Ohne EU hätten sich die einzelnen Länder nie getraut, solche Schuldenberge anzuhäufen. Und dieser fiskalische Mut soll natürlich belohnt werden.
Wo kein Europa, da Eigenverantwortung. Und das scheuen die Politiker wie Politiker das Weihwasser. Und selbst wenn die EU morgen in die Tonne getreten wird, muss sich das deutsche Volk keine Sorgen machen. Kritisch wird es erst, wenn sich Deutschland keine neuen Druckerpatronen mehr leisten kann. Solange die Gelddruckmaschinen laufen, wird Merkel ruhig schlafen.
Django Asül |
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