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RE: Investitionen in Gera - weiter so! |
Beitrag Kennung: 442006
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wie entspannt andere städte - mit entsprechendem selbstbewusstsein - mit dem dix´schen erbe umgehen, konnte ich im letzten jahr bei einem besuch des bodenseeörtchens hemmenhofen feststellen. dort lebte otto dix bekanntlich nach seiner entlassung aus der dresdner kunsthochschule 1934. ich wäre beinahe an seinem wohnhaus (heute museum) vorbeigefahren. erst auf nachfrage bei einem einheimischen fand ich das museum. das gebäude, einen herrlichen blick auf den bodensee freigebend, döste friedlich vor sich hin. an einem samstag nur
eine handvoll besucher. man konnte selbstgebackenen kuchen der diensthabenden dix-vereinsmitglieder kosten und dabei verdutzt feststellen, dass es nicht einen einzigen verweis in der ausstellung gibt, dass sich gera seit dr. vornehms "künstlerentdeckung" "OTTO-DIX-STADT" nennt. der ob, der ja den ort ebenfalls schon besuchte, hätte dabei studieren können, wie entspannt seine schwaben mit persönlichkeiten und deren andenken umgehen. stattdessen in gera großes brimborium, das den widersprüchlichen, exzessiv-kantigen Maler noch in seiner gruft noch das fürchten lehren könnte. ein glück nur, dass in untermhaus nicht klaus kinskis oder arno brekers wiege stand! des pudels kern ist doch wohl der: hier geht es nicht um das andenken und ehren eines großen, wenn auch sehr widersprüchlichen, deutschen malers. hier geht es vielmehr um das krankhafte ego eines schwäbischthüringischen lokalpoltikers, dessen politische blütenträume nicht aufgingen und der sich stattdessen sein eigenes mausoleum kreieren will. egal um welchen preis. man stelle sich eine x-beliebige stadt in bayern oder badem-württemberg vor. was würde passieren, wenn dort ein zugezogener ostdeutscher oberbürgermeiste, der die mentalität der "eingeborenen" gar nicht kennen kann, dem ort den namen eines bekannten ex-einwohners anpappen wollte. stelle man sich ebenfalls vor, was geschehen würde, wenn fast alle befürworter und claqeure ebenfalls aus dem osten kämen und erst kurzzeitig oder gar nicht dort wohnten: die fraktionsvorsitzenden befürwortender parteien, der stadtkämmerer, der baudezernent, der kuratoriumschef, der gründungsbeauftragte und und und. - ein sturm der entrüstung bräche los. was passiert stattdessen in gera: der einwohnerantrag wird mit einer stimme mehrheit abgeschmettert. obwohl cdu, afg und fdp dagegen votieren, bleiben dern contra-argumentationen seltsam halbherzig und verschwommen (strategie, ich weiß): man sei ja nicht prinzipiell dagegen, aber...nein, hier fehlen unmissverständliche worte. diese kunsthaus-hülle ist gänzlich überflüssig! sie bringt weder touristen in größenordnungen, sie lockt nicht einen investor ins gewerbegebiet. nein, sie ist eine weitere lachnummer á la schilda, für die wir in erfurt stillbiestig belächelt werden. weiterhin hält sich der ach, so kunstsinnige herr dr. vornehm sehr bedeckt in hinblick auf detaillierte kosten, bestellung eines renommierten kunsthausdirektors (mit dem das ganze steht und fällt) oder der erlangung der notwendigen fördermittel. es ist doch vollkommen weltfremd (oder boshaft) zu glauben, das geld könnte durch private spenden aufgebracht werden. wer all das nicht glaubt oder als provinzelle kleingeist-polemik abtuen möchte, der sollte eines beliebigen sonntags mal die bereits bestehenden musealen einrichtungen unserer stadt aufsuchen. zumindest den sehr, sehr einsamen museumsmitarbeiter/innen zauberten sie damit garantiert ein lächeln ob ihrer sinnhaftigkeit ins gesicht...
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